Preis, Wert und preiswert

Die guten Diskussionen sind die, nach denen man mit Fragen im Kopf heimkehrt. Und nicht mit vorgefertigten Antworten auf Fragen, die niemand gestellt hat. Eine solche gute Diskussion erlebten die Wein- und Weinbauliebhaber am 21. März in der Rohracker Kelter. Vor allem eine Frage hatten alle Zuhörer für den Heimweg im Gepäck: Was können die Verbraucher, also wir alle, dafür tun, dass in Orten wie Rohracker noch lange Wein angebaut wird? Und damit die Kulturlandschaft mit ihren typischen Trockenmauern an steilen Hängen erhalten bleibt. Dies jedenfalls stellte bei der Diskussion niemand in Frage. Was keinesfalls eine Selbstverständlichkeit ist, denn vergleichbare Kulturgüter wie Baudenkmäler oder Oldtimer werden ja hin und wieder auch mal als Liebhaberei von Nostalgikern abgetan. Natürlich ist nicht alles erhaltenswert, was in die Jahre gekommen ist. Aber beileibe auch nicht alles der Abrissbirne zu opfern, woran der Zahn der Zeit genagt hat. Wer Wein für drei Euro im Supermarkt kauft, ist aber nicht per se zu kritisieren. Gut ist, was schmeckt. Geschmack ist subjektiv und indviduell. Aber es gibt eben auch den hybriden Verbraucher, der in der Nobelkarosse zum Discounter fährt, dort einen Riesling mit Top-Testbewertung zum Spottpreis erwirbt und an der Kasse strahlt wie ein Honigkuchenpferd, weil er für fünf Flaschen nicht mal 20 Euro hinblättern muss. Weniger als für einen Dreiviertelliter Felgenreiniger oder 200 ml Designer-Duschgel. Der Vergleich mag hinken, weist aber den Weg zu der Frage, die über Kauf oder Nicht-Kauf entscheidet: Wie hoch ist der Preis, ist es den wert? Das ist preiswert.

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 28.3.2018