Rundgeschaut 17.2.2016

Spinnaker und Dada

Schon immer war es reizvoll, sich mit Wahlplakaten auseinanderzusetzen. Nun besteht diese Möglichkeit wieder einmal. Besser gesagt: Sie steht. An Straßenecken. Sie hängt aber auch. Uns nicht zum Halse raus, noch nicht jedenfalls. Sondern sie hängt an Laternenmasten, Verkehrsschildern, Bäumen. Das einzige, was sie verbindet, sind – Kabelbinder. Mit den Laternenmasten, Verkehrsschildern, Bäumen. Seitdem das klassische Wahlplakat, mühevoll aufgeleimt auf einen Holzständer – irgendwo in der Garage eines emsigen Parteisoldaten – ausgedient hat und dem bedruckten Kunststoffschild gewichen ist, müssen wir viel öfter zu unseren Politikern aufblicken. Vielleicht ist das so gewollt. Jedenfalls gibt es kaum noch Wahlplakate in Kniehöhe. Weshalb auch kaum noch welche zertreten werden (können). Den Garaus macht den Plastikkameraden nun der Wind. Kommt die Böe um die Ecke, fliegt das Poster in die Hecke. Oder bläst sich auf wie ein Spinnaker. Danach sieht so mancher Politiker ganz schön geknickt aus. Obwohl er sein Wahlergebnis noch gar nicht kennt. Ja, und dann sind da noch die Aussagen. Vieles liest sich wie „Zukunft ist gut für uns alle” – nicht falsch, aber auch keine echte Orientierungshilfe. Dieses Problem überzeichnend, konfrontieren uns leere Farbfelder mit je zwei Worten und einem Punkt dahinter: Zusammen. Halt. – Wert. Arbeit. – Bildung. Zukunft. Ist das noch Politik? Oder eine Hommage an Dada?