SportKultur bei Antony Gormley Retrospektive
Stuttgart-Wangen … Unter dem Titel „Learning to be“ ist derzeit in dem von der Schaufler Foundation getragenen Schauwerk in Sindelfingen eine spannende Übersicht aus verschiedenen Schaffensphasen des vielfach ausgezeichneten, englischen Bildhauers Anthony Gormley zu sehen. Die Kulturfreunde der SportKultur Stuttgart waren dort zu Besuch.
Die Ausstellung mit 20 Skulpturen und 35 Zeichnungen in den großzügigen, von oben belichteten Räumlichkeiten der früheren Industriehallen hat der Künstler selbst konzipiert. Gezeigt werden Werke sowohl aus dem Bestand des Schauwerks, als auch welche aus dem Fundus des vielseitigen Künstlers selbst, die bisher nicht öffentlich präsentiert wurden.
Das zentrale künstlerische Thema Gormleys (Jg. 1950) ist der menschliche Körper. Im Rahmen einer Führung brachte der angehende Kunsthistoriker Tobias Bednarz den Kunstinteressierten der SportKultur Stuttgart sehr sachkundig nahe, was der Künstler mit seinen Arbeiten vermitteln will. Gormley sagt, der Körper fungiere für ihn als „Gefäß für Empfindungen“: Nicht die realistische Darstellung oder ein exaktes Abbild ist für ihn interessant, sondern die räumliche Orientierung des Menschen sowie seine Reaktion und sein Platz in der Architektur und im Raum der gestalteten Umwelt.
Als Materialien für seine Skulpturen setzt Gormley Fiberglas, Gips, Blei, Gusseisen und Edelstahl ein. Manche Werke wirken äußerst filigran, fast möchte man sie zart oder gar duftig nennen, andere dagegen sind schwer, wuchtig und mächtig.
Zu Beginn seines Schaffens hat sich Gormley mit Bodenskulpturen auseinandergesetzt. In Sindelfingen sind einige davon zu sehen. Beeindruckend wirkt die Bodenarbeit „Flat Tree“ von 1978 (Foto oben). Aus den Scheiben eines einzigen Lärchenstamms ist eine Baumscheibe mit knapp sieben Metern Durchmesser ausgelegt. Die Arbeit symbolisiert Wachstum und Zeit in einer räumlichen Ausdehnung. Genauso stellt sich das bei „One Apple“ von 1982 dar. In unterschiedlichen Wachstumsstadien in Bleigehäuse eingehüllt, liegen bei diesem Werk linear hintereinander aufgereiht 53 Äpfel vom selben Baum auf dem Boden.
Viele Skulpturen Gormleys sind in Großbritannien und anderen Ländern im öffentlichen Raum zu finden. Die größte und bekannteste davon ist die einst umstrittene, stählerne Landmarke „Angel of the North“ von 1998. Sie weist eine Höhe von 20 Metern und eine Spannweite von 54 Metern auf, das Gewicht beträgt stolze 165 Tonnen. Die riesige Skulptur, die die einst starke Industrialisierung des Landstrichs symbolisieren soll, steht nahe der Stadt Gateshead im Nordosten Englands und hat sich mittlerweile zu einer beliebten, viel besuchten und millionenfach fotografierten Attraktion entwickelt.
Quelle und Foto (Norbert Klotz): SportKultur Stuttgart
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