Stuttgart lahmt bei der Flüchtlingsunterbringung

Händeringend sucht die Stadt Stuttgart Plätze für Flüchtlinge. Aus der Not heraus macht sie Vorschläge, die so massive Kritik hervorrufen, dass das Thema an die Wand fährt. Aktuelles Beispiel ist der aus der Hüfte geschossene Vorschlag, sechs Turnhallen in Stuttgart zu Notunterkünften zu machen. Zwei davon liegen im WILIH-Land, die Turn- und Versammlungshalle Hedelfingen und die Sporthalle des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Heumaden. Angesichts der Kritik hat die Stadt nun für den 9. November eine Sitzung aller (!) Bezirksbeiräte der Landeshauptstadt anberaumt, in der es um die Flüchtlingsunterbringung gehen soll. Offenbar der Versuch zu einem Neustart. Die Not ist aber auch deshalb so groß, weil die Stadt mit bereits beschlossenen Vorhaben nicht vorankommt. Beispiel 1: das Containerdorf für 124 Flüchtlinge an der Amstetter Straße in Hedelfingen. Bereits im Dezember vorigen Jahres wurde die dortige Unterbringung von Flüchtlingen vorgeschlagen, dann gingen die Monate ins Land, bis in diesem Sommer endlich der bürokratische Haken an das Thema gemacht wurde. Bis Mitte Oktober lag noch immer keine Baugenehmigung vor. War das Warten auf die Genehmigung einkalkuliert, als Ende Juli von einem Erstbezug nicht vor dem Frühjahr 2024 die Rede war? Beispiel 2: das leerstehende ehemalige Bürogebäude an der Inselstraße 33 in Wangen. Im März wurde über einen Erstbezug in diesem Sommer spekuliert. Doch dann kamen Brandschutzbedenken ins Spiel. Ohne Fluchttreppen keine Flüchtlingsunterkunft! Immerhin ist inzwischen die Umwidmung in ein Wohnhaus – für Geflüchtete – erledigt. Aber von der angestrebten Unterbringung von bis zu 150 Flüchtlingen ist die Stadt weiterhin meilenweit entfernt. Es soll beileibe nicht zynisch klingen: Aber wer aus Angst vor Bomben seine Heimat verlässt, der wird vermutlich Schwierigkeiten haben zu verstehen, warum er in Deutschland kein Dach über dem Kopf haben kann, solange die Rauchmelder noch nicht installiert sind. Natürlich sollen Asylsuchende hier bei uns sicher leben. Aber bevor man sie in Turnhallen in Stockbetten pfercht und Kindern dafür den Sportunterricht streicht, muss doch die Frage erlaubt sein: Sollte man vielleicht leerstehende Gebäude auch dann schon belegen, wenn noch nicht alle bürokratischen Hürden übersprungen sind? Das Nachrüsten ginge dann vielleicht auch schneller als das Vorrüsten. Und Schnelligkeit ist das Gebot der Stunde.

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Ein Gedanke zu „Stuttgart lahmt bei der Flüchtlingsunterbringung

  • ..lt. BBSR standen 2017 in DE bis zu 2.1 Mio Wohnungen leer, angesichts der Alterung der Bevölkerung dürfte diese Anzahl für 2023 deutlich überschritten werden.

    ..warum muss in überbelegten Ballungsräumen zusätzlicher Wohnraum für Zugewanderte geschaffen werden?

    ..es ist zu unterstellen, dass wirtschaftliche Gesichtspunkte eine wesentliche Rolle spielen.

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