Unterhaken – was ist das eigentlich?

Immer wieder hören wir von unserem Kanzler, wir sollten uns unterhaken. Unterhaken. Was meint er damit? Aus dem Boxsport kennen wir den Kinnhaken und den Leberhaken. Die Wurst hinter der Metzgertheke hängt am Fleischerhaken. Im Baumarkt suchen wir uns einen Wolf nach Wandhaken. Fischer ziehen ihren Fang am Angelhaken aus dem Wasser. Aber was bedeutet dieses Unterhaken? Zieht man die gängigen Spracherklärer zu Rate, landet man fast immer bei Beschreibungen körperlicher Kontaktaufnahmen zum Zwecke gemeinschaftlicher (Fort-)Bewegung. Meistens geht es um das Übereinanderlegen gleichartig, zumeist etwa rechtwinklig angezogener Unterarme, wobei in den meisten Beschreibungen offenbar unterstellt wird, dass sich die Frau beim Mann unterhakt beziehungsweise er ihr seinen Arm zum Unterhaken anbietet, was einer gleichförmigen oder auch rascheren gemeinsamen Fortbewegung zu Fuß dienlich sein soll. Spätfolgen mit erotischem Hintergrund nicht ausgeschlossen. Technisch spricht nichts gegen gleichgeschlechtliches Unterhaken, in der Literatur ist dies aber (noch) unterrepräsentiert. Rhythmische Bewegungen sind keine zwangsläufige Folge des Unterhakens, gleichwohl möglich. Man denke beispielsweise an Frühformen des Fernsehballetts oder Kampfschunkeln in Karnevalssälen und Bierzelten. Fraglich ist, ob der Kanzler an Letzteres gedacht hat, als er sein Volk jüngst mehrfach zum Unterhaken aufforderte. Oder ist die Lage etwa schon so ernst? Eher käme bei der Empfehlung zum Unterhaken angesichts der aktuellen Erwärmungsprobleme der Austausch von Körperwärme in Betracht, der sehr wahrscheinlich ist, wenn man einen neben sich gehen hat. Alles klar? Dann können wir jetzt einen Haken drunter machen – einen Unterhaken sozusagen.

Rundgeschaut[post_published] … Die wöchentliche WILIH-Kolumne