Vorher ein Viertele!?

Man kann abstimmen. Man kann aber auch sich abstimmen. Letzteres scheint im Sillenbucher Bezirksbeirat kaum noch möglich zu sein. Ein skurriler Vorgang in der jüngsten Sitzung zeigte einmal mehr, wie angespannt die Atmosphäre in diesem Stadtbezirksparlament ist.

Damit endlich über Anmerkungen zu einem städtischen Plan beschlossen werden kann, hatten sich die Fraktionen auf ein gemeinsames Papier verständigt. Eine Abstimmung im obigen Sinne war dies jedoch nicht, weil sich die öko-sozial-linke Bezirksbeirätin separierte und ihre eigenen Formulierungen noch einmal zur Diskussion stellen wollte. Ein zeitgeistiges Phänomen, denn generell werden immer häufiger bereits getroffene Entscheidungen gerne von denen noch einmal in Frage gestellt, die ihre eigene Position darin nicht ausreichend gewürdigt sehen. Damit lassen sich Debatten beinahe beliebig in die Länge ziehen, besser werden die Ergebnisse dadurch in der Regel jedoch nicht. In Sillenbuch hat dies noch eine andere Reaktion zur Folge, die bedenklich erscheint: eine körpersprachlich postpubertäre Opposition im bürgerlichen Lager. Besonders die CDU demonstriert ihre Antipathie zunehmend durch pennälerhaftes Hinlümmeln, gelangweiltes Handydaddeln und störende Zwiegespräche. Der FDP-Vertreter zeigt dazu seine Entrüstung gerne mit Zwischenrufen und quält seine Gesichtszüge bis an die Grenze des Hautverträglichen. Und auch der Bezirksvorsteher zeigt sich ge­nervt. Vielleicht sollte man vor den Sitzungen mal gemeinsam ein Viertele trinken!? Der neue Jahrgang soll ja recht ergiebig sein.

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 20.9.2017