Wenn die Omi einen in der Krone hat
Mit der Sprache ist das so eine Sache. Was manche richtig finden, verstehen andere gar nicht. Oder nur nach einem kurzen Grübeln. Deswegen wollen wir uns hier Mühe geben, der Rechtschreibung in ihrer vorübergehend aktuellen Variante zu entsprechen und uns verständlich auszudrücken. Also: Da gibt es die vor allem von Jugendlichen gern gepflegte Chat-Sprache, die in ihrer verkürzenden Art mitunter etwas gewöhnungsbedürftig ist. Beispiel gefällig? Das Mädchen hinter uns an der Supermarktkasse verkündet – wem auch immer – lauthals via Smartphone „Ich bin Rewe”. Da dreht man sich doch mal schnell unauffällig ‘rum, um zu schauen, ob da vielleicht eine Erbin des Supermarkt-Imperiums hinter einem stehen könnte. Der weitere Verlauf des Telefongesprächs – welches ohne Scheu allen Umstehenden zu Gehör gebracht wird – lässt jedoch eher darauf schließen, dass in dem zuvor zitierten Satz ein „bei” zwischen „bin” und „Rewe” für überflüssig erachtet wurde. Unweigerlich fragt man sich: Hätte es ein „ich Rewe” nicht auch getan? So viel zum Thema Sprache im Sinne von sprechen. Kommen wir zur Rechtschreibung. Besonders anspruchsvoll wird geschriebene Sprache, wenn Fremdwörter ins Spiel kommen. Aktuelles Beispiel: Omikron. Die neue böse Corona-Variante. Omikron ist ein Buchstabe aus dem griechischen Alphabet. Und der heißt nicht Omnikron – selbst dann nicht, wenn man sich in einem Omnibus ansteckt. Und Omikron heißt auch auch nicht Omikorn. Auch nicht, wenn die Omi nach zu viel Mariacron einen in der Krone hat! Doch sogar schöne deutsche Wörter, die seit Generationen zur sogenannten Umgangssprache gehören, werfen mitunter Probleme auf. Zumindest manchem Leser, der sich beispielsweise die Augen reibt, wenn in einem städtischen Lageplan „Mülleimer” mit konstanter sprachlicher Bosheit als „Müllheimer” bezeichnet sind. Was wohl die wirklichen Müllheimer dazu sagen würden? Na, vielleicht lieber nichts. Denn im Vorwort ihrer aktuellen Stadtbroschüre schreibt der Bürgermeister: „Das ‘Herz des Markgräflerlandes‘, wie Müllheim oft genannt wird, ist in ihrer Lebensart geprägt durch die Nähe zu Frankreich und der Schweiz.” Das (!) Herz in ihrer (!) Lebensart??? Ab in den Mülleimer – ohne „h” – mit dem Satz, Herr Bürgermeister!
Rundgeschaut … Die wöchentliche WILIH-Kolumne