Älter werden in Wangen – Was fehlt?

Stuttgart-Wangen … „Sie sind gefragt. Älter werden in Wangen. Was fehlt?“ So lautet der Titel einer Studie, die im Auftrag der Stadt Stuttgart die Situation von Senioren im Stadtbezirk Wangen beleuchtet hat. Befragt wurden ältere Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte. Am 23. Juni wurden die Ergebnisse in der öffentlichen Sitzung des Wangener Bezirksbeirats vorgestellt.

Hintergrund und Zielsetzung. Die Studie untersuchte die Lebenssituation älterer Menschen ab 65 Jahren – sowohl mit als auch ohne Migrationsgeschichte – im Stadtbezirk Wangen. Ziel war es, insbesondere die Bedarfe, Herausforderungen und Wünsche dieser Bevölkerungsgruppen besser zu verstehen, um bestehende Unterstützungs- und Teilhabeangebote zielgerichtet weiterzuentwickeln.

Methodik. Von Mai 2022 bis Mai 2023 wurden 568 Personen im Rahmen aufsuchender, mehrsprachiger Interviews befragt. Fast die Hälfte der Befragten hatte eine Migrationsgeschichte. Der Fragebogen lag in Türkisch, Griechisch, Italienisch sowie Serbisch/Kroatisch/Bosnisch vor, um sprachliche Hürden zu minimieren und auch schwer erreichbare Zielgruppen einzubeziehen.

Zentrale Ergebnisse

  • Soziale Einbindung und Familie
    Viele ältere Migranten leben bereits seit Jahrzehnten in Stuttgart. Im Vergleich zu den deutschen Befragten wohnen ihre erwachsenen Kinder häufiger ebenfalls in Stuttgart, teils in Mehrgenerationenhaushalten.

  • Sprachliche Barrieren
    Ein erheblicher Teil der älteren Migranten benötigt nach Einschätzung der muttersprachlichen Interviewer sprachliche Unterstützung, um Angebote wahrnehmen zu können.

  • Nutzung von Unterstützungsangeboten
    Ältere Migranten erhalten im Alltag vor allem Unterstützung durch die Familie und nutzen Angebote wie Begegnungsstätte oder Vereine deutlich seltener als Menschen ohne Migrationsgeschichte. Es bestehen große Wissenslücken über Unterstützungs- und Pflegeleistungen sowie finanzielle Hilfen.

  • Pflege und Vorsorge
    Ambulante Pflegedienste wurden bislang nur von wenigen in Anspruch genommen, werden jedoch grundsätzlich eher akzeptiert als stationäre Pflege. Vorsorgedokumente wie Patientenverfügungen sind bei älteren Migranten selten vorhanden.

  • Gesundheitliche Situation
    Ältere Migranten schätzen ihren Gesundheitszustand häufiger schlechter ein als Befragte ohne Migrationsgeschichte. Die Gruppe der älteren Migranten ist dabei keineswegs homogen; die Lebenslagen unterscheiden sich teils deutlich nach Herkunftsland.

Planerische Konsequenzen und Ausblick

  • Zugang und Ansprache
    Es wird empfohlen, neue Zugänge zu migrantischen Communities zu schaffen und Multiplikatoren zu gewinnen, um Informationen und Angebote besser zu vermitteln.

  • Transparenz und Unterstützung
    Migrantenorganisationen sollen gezielt über Fördermöglichkeiten informiert und unterstützt werden, damit sie eigene Seniorenarbeit aufbauen können.

  • Verbesserung der Beratungs- und Unterstützungsstrukturen
    Beratungsangebote müssen bekannter gemacht und stärker an Orten angeboten werden, die von älteren Migranten frequentiert werden. Sprachbarrieren sollen durch Übersetzungsangebote und den Einsatz von mehrsprachigen Lotsen abgebaut werden.

  • Kultursensible Angebote
    Die bestehenden offenen Treffpunkte werden evaluiert und bei Bedarf um kultursensible Angebote erweitert. Auch im Bereich der Altenhilfe sollen kultur- und migrationssensible Angebote ausgebaut werden.

  • Gesundheitliche Prävention
    Präventionsangebote sollen zielgerichteter gestaltet und der Einsatz von migrantischen Gesundheitslotsen ausgebaut werden.

Umsetzung. Einige Maßnahmen wurden bereits initiiert, darunter die Erstellung von Handreichungen, die Erweiterung von Beratungsangeboten und die Entwicklung kultursensibler Unterstützungsangebote. Weitere Vorhaben, wie der Einsatz von Sofortübersetzungsgeräten oder die Einrichtung einer Clearingstelle für den Zugang zum Gesundheitssystem, sind in Planung und teilweise von zusätzlichen Mitteln abhängig.

Fazit. Die Studie macht deutlich, dass ältere Menschen mit Migrationsgeschichte einen integralen Bestandteil der älteren Bevölkerung Stuttgarts darstellen, aber in mehrfacher Hinsicht benachteiligt sind. Um Chancengleichheit und Teilhabe zu gewährleisten, sind gezielte, kultursensible und niedrigschwellige Angebote sowie eine bessere Ansprache und Information unerlässlich.

Der Ergebnisbericht ist als Anlage einer Mitteilungsvorlage an den Stuttgarter Gemeinderat auf der Webseite der Stadt Stuttgart verfügbar (Direkt-Link hier).

Quellen: Stadt Stuttgart (Mitteilungsvorlage 0235/2025), Bezirksamt Wangen. Bei der Erstellung dieses Beitrags kam unterstützend KI zum Einsatz.


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