Energiewende: Es muss deutlich mehr saniert werden!

Stuttgart-Sillenbuch … Stuttgart soll Quartier für Quartier klimaneutral werden. So das große Ziel. Heruntergebrochen auf einzelne Stadtbezirke und Maßnahmen lassen sich zwar schon einige Erfolge bilanzieren – auch dank städtischer Förderprogramme. Es gibt aber noch viel zu tun. Und rasche Besserung ist nicht in Sicht.

Am 28. Juli war Dr. Jürgen Görres zu Gast in der öffentlichen Sitzung des Sillenbucher Bezirksbeirats, der nach vier Videokonferenzen erstmals wieder in Präsenz tagte. Der Leiter der Abteilung Energiewirtschaft im städtischen Umweltamt gab einen Überblick über Befunde und Konzeptideen zum Thema „Urbanisierung der Energiewende”. Favoriten: Nahwärmenetze, Erdwärme und Photovoltaik.

Im Stadtbezirk Sillenbuch zeigen sich zwar schon zaghafte Sanierungserfolge. Aber lediglich für den Stadtteil Heumaden nähern sich nach einer ersten Untersuchungsphase die Vorstellungen einer Konkretisierung. Hier plant die Stadt für den Herbst einen ersten Infoabend für die Bürger. Kostenlose Energieberatungen könnten dann ein nächster Schritt sein. Die Stadtwerke sollen involviert sein.

Für den Stadtteil Sillenbuch ist man noch nicht so weit. Positiv bewertet Görres aber einen Anstieg bei installierten Photovoltaikanlagen von 65 Prozent in den vergangenen fünf Jahren. Ob sich das Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) und die Grundschule Heumaden für Photovoltaikanlagen eignen, wird geprüft. Die Spitalwaldhalle in Sillenbuch und die Grundschule Riedenberg scheiden aus statischen Gründen aus – das weiß man schon. Ansonsten kam Riedenberg in Görres‘ Referat zur Urbanisierung der Energiewende nicht vor.

Potentiale im Stadtbezirk sind aber wohl vorhanden. Als Ersatz für die bisherige Energieschleuder Bezirksrathaus hofft man auf einen Neubau. Ein Nachverdichtungsquartier in Heumaden Mitte bietet sich für ein eigenes Wärmenetz an. Und bei der Konzeptentwicklung für den Bereich Schwellenäcker stehen noch alle Möglichkeiten offen – dort ist die Stadt bereits eingebunden. Eine mutige Aussage machte Görres zum GSG: Das sanierte Gymnasium werde – nicht: solle – auf jeden Fall klimaneutral sein.

Generell ist klar: Energetische Sanierung kostet Geld und treibt die Mieten hoch. Aber: Großzügige Förderung und Energieersparnis soll sanierungsbedingte Mieterhöhungen kompensieren helfen. Jürgen Görres sprach von warmmietenneutraler Sanierung.

Doch schnell wird die Energiewende nicht vonstatten gehen. Auch wenn zur Zeit eine Meldung zur Klimakrise die nächste jagt, auch wenn sich das Bewusstsein für den Klimawandel in Politik und Bevölkerung tatsächlich stark steigern würde, gibt es eine – fast schon natürlich zu nennende – Grenze: Es gibt keine Handwerker. Weder stehen aktuell genügend Kapazitäten zur Verfügung, um im großen Stile energetische Gebäudesanierungen zu realisieren, noch gibt es angesichts der Nachwuchssorgen im Handwerk mittelfristig eine Aussicht auf Besserung. Im Gegenteil: Immer mehr Handwerker schließen altershalber ihre Betriebe, weil sie keine Nachfolger finden. Aber das ist kein urbanes Problem, sondern mindestens ein nationales, wenn nicht sogar ein globales. Doch dieser Aspekt kommt in Sonntagsreden zu Klimazielen regelmäßig zu kurz.

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