Fußverkehr beginnt im Kopf – Lobby für Fußgänger

Stuttgart-Wangen … Pro Fußverkehr zu sein bedeute keineswegs, andere Mobilitätsformen zu verdammen, meinte Beate Dietrich zur Einführung ins Thema. Es gehe darum, so die Wangener Bezirksvorsteherin – die maßgeblich die Vergabe des Fußverkehrs-Checks an die vier Oberen Neckarvororte initiiert hatte – die Bedingungen für alle Fußgänger – egal, ob mobilitätseingeschränkt oder nicht – zu verbessern. Der Fachverband FUSS e.V. wurde dafür mit ins Boot genommen. Am 18. Oktober stellte sich die Fußgängerlobby in der Sitzung des Wangener Bezirksbeirats vor.

Seit 2017 gibt es in Stuttgart eine Ortsgruppe von FUSS e.V., eines bundesweit tätigen Fachverbands zur Förderung des Fußverkehrs. In ihrer bisherigen Arbeit hätten die Aktiven des Verbands festgestellt, so dessen Stuttgarter Sprecher Peter Erben, dass die Interessen der Fußgänger im Straßenverkehr unterrepräsentiert seien. Erst recht im Kleinen, was in einer Großstadt wie Stuttgart ein zusätzliches Problem  darstelle. Denn: In Politik und Verwaltung würden zu oft nur die übergeordneten gesamtstädtischen Aspekte betrachtet. Eine Ortsentwicklung gelinge aber immer dann besonders gut, wenn man sie vom Fußgänger aus denke, so sein Credo. Das gelte auch für Wangen und die drei anderen am aktuellen Projekt beteiligten Stadtteile Hedelfingen, Ober- und Untertürkheim sowie die Fußverbindungen zwischen ihnen.

Die Menschen für den Stellenwert des Fußgängers zu sensibilisieren, sei deshalb ein wichtiges Anliegen. Und zwar stadtteilbezogen. Bei der Fußgängerlobby FUSS e.V. ist man daher froh, dass jetzt vier Neckarvororte Stuttgarts mit zusammen etwa 50.000 Einwohnern Gegenstand einer fußgängerbezogenen Untersuchung sind. Das verleiht der Sache Gewicht.

Doch: Wie funktioniert die Umsetzung? Im Wangener Bezirksbeirat sitzt der Frust tief. Zu viele negative Erfahrungen mit Stadtverwaltung und Gemeinderat machen pessimistisch. Peter Erben von FUSS e.V. zeigte Verständnis, weil sein Verband zuweilen ähnliche Erfahrungen macht. Aber er appellierte an die Bezirksbeiräte, nicht locker zu lassen. Für die Neckarvororte wünscht er sich, dass im Rahmen des Fußverkehrs-Checks „richtig viel zusammengetragen” wird.

Foto oben: Das Bild ist nicht gestellt! Unmittelbar vor der Bezirksbeiratssitzung, in der es um Probleme für Fußgänger ging, stand vor der Begegnungsstätte ein E-Scooter mitten auf dem Gehweg. Ein Dauer-Ärgernis, nicht bloß in Wangen.

wilih.de informiert ohne Bezahlschranke – danke fürs Weiterempfehlen!