Haben wir nicht alle unser Päckchen zu tragen?

„Über Packstationen können auf einfache Art und Weise und rund um die Uhr Pakete eingeliefert und in Empfang genommen werden.” Grund für diese Lobpreisung in einer Pressemitteilung der SSB ist, dass es in Stuttgart jetzt eine Packstation der DHL Group in einer unterirdischen Stadtbahnhaltestelle gibt – am Charlottenplatz. „Direkt am Gleis” könne man jetzt Päckchen und Pakete versenden und empfangen, heißt es. Nun ja, versenden und empfangen ist wohl etwas übertrieben. Die Packstation passt zwar in ihrem Gelb gut zu den Stadtbahnen der SSB, aber versenden und empfangen tun sie nichts. Eine Packstation ist im Kern ein Schrank mit vielen Fächern (in diesem Falle sind es 115). Darin können sich von einem Paketfahrer eingelegte Packstücke befinden, die der benachrichtigte Empfänger dann durch Herausholen empfangen kann. Umgekehrt kann der Paketkunde eine Packstation aufsuchen, um ein Paket in den gelben Schrank zu legen, damit es von einem Paketfahrer hoffentlich recht bald dort herausgeholt und von ihm sowie seinen Kollegen zur gewünschten Adresse (oder Packstation) weiterbefördert wird. Derartige Packstationen gibt es bereits zuhauf – beispielsweise bei Aldi in Ruit oder Wangen und am Sillenbucher Markt. Das ist also nichts Besonderes mehr. Im Gegensatz zum unterirdischen Standort an der Stadtbahnhaltestelle: „Die neue Packstation ist an sieben Tagen pro Woche rund um die Uhr zugänglich und verbindet so für Kundinnen und Kunden auf bequeme Weise den öffentlichen Nahverkehr und das Paketgeschäft.” Ein wenig übertrieben formuliert ist das schon, denn auch wenn der Schrank 24 Stunden am Tag an der Bahnsteigkante steht: Rund um die Uhr fahren die Stadtbahnen ja nun nicht. Wer also zu den „rund 19 Millionen registrierten Kundinnen und Kunden in Deutschland” gehört, für die „die DHL Packstation beim Online-Einkauf nicht mehr wegzudenken” ist und zudem gerne „zur Reduzierung von CO2-Emissionen sowie des Verkehrs innerhalb von Städten” beiträgt (ohne auf permanentes Online-Bestellen und Zurücksenden nicht zusagender Ware verzichten zu wollen), der kann nun seine Pakete „klimafreundlich” zur Stadtbahnhaltestelle seines Wohnorts schleppen, um in der Bahn hoffentlich einen freien Sitzplatz für sich und sein Paket zu ergattern und dann am „Umsteigeknoten” hoffen, dass in der unteriridischen Packstation noch ein Fach der benötigten Größe frei ist und sich auch öffnet, um das Paket gleisnah für die Weiterreise deponiern zu können. Misslingt dieser Versuch, warum auch immer, bleibt noch die Hoffnung auf ein freies Fach vor der klimafreundlichen Rückfahrt. Viel Erfolg! Und zum Trost, wenn‘s mal nicht klappt: Haben wir nicht alle unser Päckchen zu tragen?

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