Naturschutzgebiet Eichenhain: Das liegengebliebene Ärgernis

Stuttgart-Riedenberg/Sillenbuch … Im Oktober wurden im Eichenhain „Pflegemaßnahmen“ durchgeführt. Ziel war die Wiederherstellung des dort typischen Magerrasens. Viele Bürger schätzen das Naturschutzgebiet als Park. Groß war deshalb die Aufregung über das Ausmaß der Fäll- und Schnittarbeiten. Seitdem liegen haufenweise Schnittgut und Baumstämme herum. Endlich wird abgeräumt.

Der Eichenhain erstreckt sich von Riedenberg bis Sillenbuch und wird von vielen Menschen als grüne Lunge oberhalb der Mittleren Filderstraße geschätzt. Die idyllische Lage und schöne Spazierwege lassen fast vergessen, dass man sich hier in einer Großstadt befindet. Das Naturschutzgebiet ist beliebt bei Spaziergängern und Joggern. Hier kann man gleichermaßen Sonne tanken und sich von den großen Eichen Schatten spenden lassen.

Abfuhr hat schon begonnen

Hin und wieder gab es aber auch schön Ärger. So kam es beispielsweise Ende der 90er Jahre mal zu heftigem Streit zwischen Hundebesitzern, die ihre Vierbeiner nicht wie vorgeschrieben an der Leine führen wollten, und Ordnungshütern. Und immer wieder einmal führten ausgeuferte Sommerparties zu unschöner Vermüllung und Lärm. Auch die Schafe im Eichenhain waren nicht immer nur eine Quelle der Freude. Und jüngst sorgten Vandalen durch Verunstaltung des Elly Heuss-Knapp-Denkmals für Entsetzen. Was aber regelmäßig zu einem Aufschrei führt, sind Rückschnitte von Hecken und Bäumen, über die nach dem Empfinden der Bürger und Lokalpolitiker regelmäßig zu spät informiert wird. So auch nach den jüngsten „Pflegemaßnahmen“ im Oktober (die damalige Ankündigung lesen Sie hier). In deren Folge kam es sogar zu einem von protestierenden Bürgern veranstalteten Trauermarsch (Lesen Sie hier!). Außerdem startete die FDP im Sillenbucher Bezirksbeirat eine Anfrage, in der kritisiert wird: „dass aber ca. 100 – teilweise vollkommen gesunde – Bäume der Axt zum Opfer fielen, hat bei sehr vielen Besuchern des Eichenhains Empörung hervorgerufen“.

Seitdem lagen das Schnittgut und zahlreiche Baumstämme an etlichen Stellen des Eichenhains herum. Inzwischen länger als ein Vierteljahr. WILIH wollte deshalb wissen: Wie lange müssen die gefällten Bäume noch auf den Abtransport warten? Und was wäre, wenn sich in den Haufen Tiere einnisten? Müssen die zum Abtransport bestimmten Baumkronen, Äste und Baumstämme dann womöglich noch das ganze Jahr liegenbleiben? Eine Sprecherin der Landeshauptstadt Stuttgart gab in der vorigen Woche Auskunft. „Die durchgehend sehr nasse und milde Witterung hat es seither nicht zugelassen, die Stämme abzuholen, ohne dabei Boden und Wege zu beschädigen“, teilte sie mit. Doch entfernt werden sollen sie. „Das Material soll nun bei trockener oder frostiger Witterung bis spätestens Ende März abgefahren werden“, heißt es weiter. Zwei Tage nach der WILIH-Anfrage rückte bereits schweres Gerät an, das Häckseln begann.

Nisten sich dort Tiere ein?

Das ist auch gut so, denn ganz von der Hand zu weisen ist offenbar nicht, dass in den Haufen Tierchen heimisch werden könnten. Zwar sei es „unwahrscheinlich, dass sich Tiere einnisten“, meinte die Stadtsprecherin. Aber: „Passiert dies doch, und es sind Jungtiere vorhanden, so wird im Einzelfall entschieden, ob der betroffene Stapel erst später abgefahren wird“. Denn bei der Stadt weiß man: „Ab April beginnt die Vogelbrutzeit (Hauptzeit), und Störungen im Naturschutzgebiet sind ab dann zu vermeiden.“

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