Wahrzeichen wird mit Spendengeldern restauriert

Ostfildern … Die bis heute kontrovers diskutierten Mauern des amerikanischen Künstlers Sol LeWitt an vier Stadtteileingängen Ostfilderns haben in fast drei Jahrzehnten Mängel erlitten, die voraussichtlich von Oktober an behoben werden. Um das Baugerüst zu kaschieren, veranstaltet die städtische Galerie einen Wettbewerb.

In Hamburg ist sie zu sehen, ebenso in Los Angeles sowie in New York – und in Ostfildern: Kunst von Sol LeWitt. Im Stadtgebiet hat der Amerikaner, der mit seinen minimalistischen Werken zu Weltruhm gelangte, Anfang der 90er-Jahre das „Four Part Piece” geschaffen, über das bis heute kontrovers diskutiert wird. An vier Standorten wurden seine Wände damals als Teil des internationalen Skulpturenprojektes der Kulturregion Stuttgart und als Symbol für die vier ehemals selbständigen Gemeinden Nellingen, Ruit, Kemnat und Scharnhausen errichtet. Nach nunmehr 28 Jahren hat die Witterung den Steinen derart zugesetzt, dass dieses Wahrzeichen der Stadt restauriert werden muss.

Um die finanziellen Mittel dafür zu akquirieren, hat Herbert Rösch gegen Ende des vergangenen Jahres begonnen, sich an mögliche Förderer zu wenden. Rund 20 Unterstützer – Unternehmen und Bürger – überzeugte der ehemalige Ostfilderner Oberbürgermeister von seinem Projekt, das ohne einen Zuschuss der Stadtverwaltung gestemmt wird. Ihnen dankte er vor wenigen Tagen in der städtischen Galerie für deren Überzeugung, „dass die künstlerische Handschrift nicht aus der Stadt verschwinden darf. Das ist ein verantwortungsbewusster Einsatz für den Teil des Lebens, der es bunt, reich und schön macht.” Eine sechsstellige Summe ist auf diese Art und Weise zusammengekommen, mit der die insgesamt zehn Wände voraussichtlich von Oktober an saniert werden.

Anstatt sie nur hinter einem Baugerüst verschwinden zu lassen, soll dieses von einer bedruckten, fünf mal fünf Meter großen Schutzplane bedeckt werden. Dazu veranstaltet die städtische Galerie einen Wettbewerb, an dem sich alle Ostfilderner Bürger beteiligen dürfen. Der Entwurf des Gewinners wird parallel zu den Sanierungsarbeiten von Standort zu Standort wandern und an allen vier Orten zu sehen sein.

„Die Mauern von Sol LeWitt sind ein Wahrzeichen der Stadt geworden”, sagte Oberbürgermeister Christof Bolay und bezog sich auch auf die Ausstellung „CityX – Ich, Ostfildern”, die derzeit in der städtischen Galerie gezeigt wird. Dafür hatte die Künstlerin Doris Graf aus mehr als 1.000 Rückmeldungen der Bürger, was aus deren Sicht Ostfildern ausmache, sechs Piktogramme entworfen. Darunter eines, auf dem die Wände von Sol LeWitt thematisiert werden. „Das ist Weltkunst, auf die wir in Ostfildern sehr stolz sein können”, sagte Christof Bolay.

Ein Werk, an dessen Erhalt auch die Bürgerstiftung Ostfildern mitwirken möchte. Allerdings, so betonte Ludger Eltrop aus dem Vorstand, sei eine finanzielle Beteiligung nicht mit der Satzung vereinbar. Stattdessen bringt die Bürgerstiftung nun administrative Hilfe ein und bietet Bürgern mit einem Spendenkonto die Möglichkeit, sich ebenfalls für die Restaurierung zu einzusetzen.

Wie genau die zehn Mauern bearbeitet werden, damit sie weitere Jahrzehnte überdauern, ist noch offen. Vermutlich werden sie von Grund auf neu gebaut, wobei Herbert Rösch keine rechtlichen Probleme sieht. Zum einen haben die Erben des 2007 gestorbenen Künstlers einer Restaurierung zugestimmt, zum anderen ist bei dieser Kunstform nur die Idee geschützt. Dabei sind die Arbeiten mit gewissen Schwierigkeiten verbunden. Denn das damals gängige Format der Steine ist mittlerweile nicht mehr marktüblich. „Wir werden die alten Formkästen reaktivieren”, sagte Jochen Bayer, dessen Esslinger Firma die etwa 5.000 Kalksandsteine schon vor 28 Jahren geliefert hatte, als Ostfildern eine Gemeinsamkeit mit Hamburg, Los Angeles und New York bekam.

Entwürfe, wie die Schutzplane bedruckt werden soll, können bis Mittwoch, 9. September, bei der städtischen Galerie im Stadthaus, Gerhard-Koch-Straße 1, eingereicht werden. Dabei muss der Entwurf mindestens 40 mal 40 Zentimeter groß sein, damit er entsprechend vergrößert werden kann. Weitere Informationen gibt es im Internet hier oder via E-Mail.

Bürger können die Arbeiten am Kunstwerk von Sol LeWitt mit einer zweckgebundenen Spende an die Bürgerstiftung Ostfildern unter dem Stichwort „Sol LeWitt Restaurierung” unterstützen. Die IBAN des Kontos ist DE45 6115 0020 0101 3648 10, der BIC ESSLDE66XXX.

Foto oben (Wehrle): Herbert Rösch erklärt Ludger Eltrop von der Bürgerstiftung (links), Galerieleiterin Holle Nann und Oberbürgermeister Christof Bolay am Modell, wie die Mauern von Sol LeWitt restauriert werden sollen.

Quelle: Stadt Ostfildern

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