Wenig ist wenigstens ein wenig mehr als nichts
Der Krieg in der Ukraine hat hierzulande – unter anderem – eine Diskussion über unsere Energieversorgung und deren Preise entfacht. Dieser Tage ist viel zum Thema Energie zu lesen. Benzin- und Diesel-Preise über zwei Euro. Wer dreht wem den Gashahn zu? Russland uns? Oder wir Russland? Kommen wir mit unserem Gasvorrat über den Sommer? Wohl ja. Und wie sicher ist es, dass wir im nächsten Winter nicht frieren müssen? Nicht ganz so sicher. Kann Flüssiggas (LNG) eine Alternative zu russischem Gas sein? Brauchen wir dafür neue LNG-Terminals? Und wenn ja, wie schnell lassen sich die errichten? Müssen wir länger als gewollt Strom aus Kohle gewinnen? Oder gar Atomkraftwerke weiter betreiben? Fracking-Gas aus den USA? Und klar: Wir sollten zügig erneuerbare Energien ausbauen! Aber welche? Mehr Windräder, mehr Photovoltaikanlagen? Solarenergie auch aus Dächern über Autobahnen gewinnen? Wer stellt die wann und wo auf? Wie lange dauern eigentlich Planungs- und Genehmigungsverfahren für so etwas? Gehört grünem Wasserstoff die Zukunft? Ab wann? Und was kostet das alles? Viel Geld, das ahnen wir jetzt schon. Deshalb wird auch nach staatlichen Finanzhilfen gerufen. Sollen steigende Energiepreise abgefedert werden? Für alle? Oder nur für Menschen mit niedrigerem Einkommen? Auch für Unternehmen? Wie lässt sich das organisieren, verwalten und kontrollieren? Brauchen wir dafür womöglich eine extra Behörde? Oder kann der Staat einfach Bestandteile der Energiepreise senken? Die Stromsteuer beziehungsweise die Ökosteuer? Oder lieber die Mehrwertsteuer? Am besten alle gleichzeitig? Eine oder mehrere der vielen Umlagen? Während wir uns hier die Köpfe heiß reden über explodierende Preise und in der Ukraine Bomben explodieren, könnten wir die Zeit zwischen Sondersendungen und Talkshows doch gut nutzen, um uns mal ein paar Gedanken zu machen, wie sich knapper und teurer werdende Energie einsparen ließe. Denn: Viele kleinste Maßnahmen können in der Summe auch schon eine Menge bewirken. Vielleicht ließe sich auf die eine oder andere Autofahrt verzichten? Oder weniger Benzin verbrauchen, wenn man auf der Autobahn etwas langsamer als gewohnt fährt? Muss wirklich den ganzen Abend im Flur das Licht brennen, wenn die Familie im Wohnzimmer sitzt? Der Fernseher im Dauerbetrieb laufen, auch wenn man gar nicht hinschaut und -hört? Lässt sich die Heizung ein wenig drosseln, wenn man sich abends eine Decke über die Beine legt? Zehn Prozent weniger Verbrauch kann gut zehn Prozent Preiserhöhung ausgleichen. Das ist nicht viel, aber mehr als nichts. Und vielleicht sorgt das sogar zu Verhaltensänderungen, die nachhaltig der Umwelt gut tun. Dafür eines schönen Tages Putin danken zu wollen, wäre allerdings des Guten zu viel.
Rundgeschaut … Die wöchentliche WILIH-Kolumne