Das Briefporto wird erhöht – ein Teufelskreis
Die Post möchte das Briefporto erhöhen. Ab 1. Januar 2022 muss der Standardbrief mit einer 85 Cent-Briefmarke beklebt werden. Derzeit wird er noch für 80 Cent befördert. Daneben sollen auch noch weitere Portobeträge anwachsen. Von durchschnittlich 4,6 Prozent ist in einer Presseerklärung der Deutschen Post vom 6. Oktober die Rede (siehe: hier). Für den privaten Normalversender ist der Standardbrief immer noch das am häufigsten verwendete Produkt. Deshalb interessiert ihn für seinen Lieblingsbrief eine Preiserhöhung von 6,25 Prozent. Begründet wird die Tarifsteigerung mit höheren Lohn- und Transportkosten sowie der stark gestiegenen Inflationsrate. Wobei höhere Beförderungskosten, imsbesondere durch teurer gewordenes Benzin, in die Preissteigerung – sprich: Inflation – einfließen. Das ist insofern als Argument ein wenig doppelt gemoppelt. Wichtig ist die Botschaft: Wieder wird etwas teurer. Wem ab 2022 das Briefeverschicken zu teuer wird, der hat inzwischen immerhin kostengünstige Alternativen, die gut funktionieren. Auf die wird wohl jetzt schon reichlich zurückgegriffen, denn laut Post schreibt der Durchschnittsdeutsche nur noch rund zehn Briefe pro Jahr. Dabei ist Schreiben ein dehnbarer Begriff, denn die immer noch erforderliche Rücksendung beispielsweise von ausgefüllten Formularen auf dem sogenannten Postweg ist in diesem Durchschnittswert wohl enthalten. Sollte die Lust am Schreiben generell, die Bevorzugung eines kuvertierten Briefes mit Briefmarke gegenüber einer Mitteilung per eMail oder in sozialen Netzwerken im Speziellen und die Notwendigkeit des Postversands von Rechnungen, amtlichen Dokumenten und dergleichen weiter abnehmen (Stichwort Digitalisierung), dann wird die Post in etwas weiterer Zukunft wohl entweder das Porto noch deutlicher erhöhen oder ihre Beförderungskosten senken müssen. Vielleicht auch beides. Darüber, nicht mehr an allen Werktagen die Post auszutragen, wird ja schon seit einiger Zeit laut nachgedacht. Wenn nicht erste Schritte in diese Richtung längst gegangen sind. Denn mal ehrlich: Wer bekommt heute am Montag noch Post in seinen Hausbriefkasten? Und apropos Briefkasten: Die Wege bis zum nächsten gelben Post-Briefkasten sind ja schon über die Jahre immer länger geworden. Was alles zu Lasten der Geschwindigkeit geht. Das merkt man daran, dass ein Brief, der von einem auf den anderen Tag vom Sender zum Empfänger kommt, oft schon der Erwähnung wert ist. Alles das – höheres Porto, ausgedünntes Briefkastennetz, längere Zustellzeiten – macht aber den Austausch von Mitteilungen via Internet immer noch attraktiver und dürfte die Durchschnittszahl der Briefe pro Bürger und Jahr immer weiter reduzieren. Ein Teufelskreis, der in einer späteren Generation die Frage aufkommen lassen dürfte, was Menschen einmal veranlasst haben mag, rundum gezackte kleine Wertpapiere mit aufgedruckten bunten Bildchen und Zahlen – sogenannte Briefmarken – zu sammeln.
Rundgeschaut … Die wöchentliche WILIH-Kolumne