Rewe-Aufstockung – fünf Jahre Planung, und jetzt?

Stuttgart-Heumaden, [post_published] … 400.000 Wohnungen im Jahr! Die Bundesregierung hält an ihrem Bauziel fest. Aber wie soll das funktionieren? Hohe Preise, Lieferengpässe, Handwerkernotstand und steigende Bauzinsen sorgen für Verzögerungen und sogar schon für Stornierungen. Und dann ist da noch die Zähigkeit des deutschen Baurechts. Vor diesem Hintergrund haben wir bei der Stadt Stuttgart nachgefragt, was eigentlich die Rewe-Aufstockung in Heumaden macht. Das Projekt ist schließlich seit fünf Jahren in Planung. Man hat es fast schon vergessen.

„Der Bebauungsplanentwurf befindet sich derzeit noch in der Abstimmung”, lautet die erste Auskunft. Gutachten und Planunterlagen seien noch fertigzustellen. Anschließend seien ein Durchführungsvertrag – „zwischen Vorhabenträger und Stadt”– sowie der Auslegungsbeschluss vorzubereiten, heißt es aus dem Stadtplanungsamt.

Flächenversiegelung, Begrünung, Photovoltaik – ein „hoch komplexes Vorhaben”

Und warum dauert das so lange? Antwort: „Es handelt sich hierbei um ein Vorhaben von hoher Komplexität.” Als Problembereiche nennt die Stadt die „vielfältigen, durch die Lage und Nutzung vorgegebenen Rahmenbedingungen (z.B. erforderliche Verkaufsflächen zur Sicherung der Lebensmittelnahversorgung, Sicherung der Erschließung für Fußgänger und Radfahrer sowie die Klärung liegenschaftlicher Themen)”. Dazu seien „zahlreiche Abstimmungen erforderlich”.

Die Erläuterung holt weiter aus: „In der beengten zentralen Lage ist die Frage der Flächenversiegelung bzw. der verbleibenden Begrünungsmöglichkeiten, besonders im Zusammenhang mit den den Wohnungen zugeordneten Frei- und Spielflächen, auch vor dem Hintergrund des Klimawandels ein zentrales Thema.” Die Erklärung, dass „bei einem vorhabenbezogenen Bebauungsplanverfahren baugesuchsreife Pläne zu erstellen sind”, ist keine Heumadener Besonderheit, sondern ein Grundsatz des Baurechts. Aufhorchen lässt der leider nicht genauer spezifizierte Hinweis, „dass nun aktuell der Nachweis zur Photovoltaiknutzung in Abstimmung” sei.

Drei Viertel Planung und Bürokratie für ein Viertel Bau

Vor dem Auslegungsbeschluss finde eine Beteiligung der Träger öffentlicher Belange statt. Danach könnten die Planunterlagen final erstellt werden. Im Anschluss daran könne der Auslegungsbeschluss unter Beteiligung der politischen Gremien gefasst werden. Dann soll das Thema auch noch einmal im Bezirksbeirat Sillenbuch behandelt werden. Und wann? „Konkrete zeitliche Angaben sind aufgrund der laufenden Abstimmungen nicht möglich”, teilt die Stadt mit. So schlau war man vor fünf Jahren auch schon.

Geht man davon aus, dass frühestens – was wohl nicht unrealistisch ist – in einem Jahr mit dem Bau begonnen werden kann, oder im Frühjahr 2024 (Denn wer startet ein so großes Bauvorhaben schon im Winter?), dann könnte – ausgehend von der ursprünglichen Erwartung, dass die Bauzeit etwa zwei Jahre betragen wird, im Frühjahr 2026 die Einweihung eines neuen Supermarktes gefeiert werden, und es könnten die ersten Eigentümer oder Mieter ihre neuen Wohnungen beziehen.

Das heißt: Innerhalb von acht Jahren wäre dann ein Bauwerk entstanden, das – zeitlich – zu drei Vierteln aus Bürokratie und Planung besteht und zu einem Viertel aus Umsetzung „auf Baustelle”. Nebenbei dürften die Baukosten bis zur Realisierung auf ein Vielfaches des ursprünglich kalkulierten Betrags angestiegen sein.

Was die aktuelle Entwicklung für die Finanzierung und Rentabilität des Vorhabens bedeuten kann, lässt sich vermutlich noch gar nicht absehen.

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