Besonderes Naturschutzgebiet am Rande der Großstadt
Die Kuh ist erst mal vom Eis! Auch wenn der Vergleich hinkt, denn es geht um den Eichenhain. In dem Naturschutzgebiet am Rande der Stuttgarter Stadtteile Riedenberg und Sillenbuch grasen mitnichten Milchkühe. Allenfalls Schafe und Ziegen sind dort immer wieder mal zu bestaunen. Aktuell staunen Spaziergänger aber vor allem über Zäune, die in einigen Bereichen wegen drohender Astbruchgefahr aufgestellt worden sind. Der Zusammenhang erwies sich als unverständlich für viele Menschen, die in dem Naturschutzgebiet – das erklärtermaßen zugleich der Naherholung dienen soll – gerne einen Spaziergang machen oder joggen, den Hund ausführen oder fernab belebter Straßen hindurchradeln – Ergebnis war ein klassisches Dilemma. Vielleicht auch bloß ein Missverständnis. Das Unheil nahm seinen Lauf: Den charakteristischen Magerrasen im Eichenhain soll man nicht betreten. Naturschutz-Puristen sagen sogar: man darf ihn nicht betreten. Deshalb hatte das Regierungspräsidium – das dem Naturschutz verpflichtet ist – der Stadt Stuttgart – die für die Baumpflege und die Verkehrssicherheit zuständig ist – untersagt, Baumschnittarbeiten vom schützenswerten Magerrasen aus zu erledigen. Und die Stadt – die unter dieser Voraussetzung die Astbruchgefahr und damit die Gefährdung von Spaziergängern nicht anders zu verhindern wusste – hat dann zum Schutz der Bürger, aber auch zum Schutz der eigenen zuständigen Mitarbeiter – die bei einem Unfall mit einem Bein im Gefängnis stehen würden – die fraglichen Wiesen eingezäunt. Wohl, weil dies nicht oder nicht gut kommuniziert wurde, hat es kaum jemand verstanden – manche haben es auch nicht verstehen wollen. Sicher auch, weil man dabei so unsensibel vorgegangen ist, Sitzbänke mit einzuzäunen. Das führte zu massenhaftem Kopfschütteln, und so wurde der Spaziergang durch den Eichenhain schnell zum Gesprächsthema. Auch gab es kritische Äußerungen in Form von Protestnoten, die an Zäunen und Bänken angebracht wurden. Und wohl auch etliche Anrufe bei der Stadt Stuttgart sowie Mails an das Sillenbucher Bezirksamt. So weit, so verständlich. Nicht akzeptabel ist hingegen das mehrfache Sabotieren der Zäune durch Wutbürger. Mögen der Streit der beteiligten Behörden und die Einzäunung von Bänken schwer nachvollziehbar und wenig sensibel gewesen sein, das mutwillige Beschädigen der Zäune ist illegal. Selbstjustiz geht gar nicht! Dass dies womöglich am Ende die Suche nach einem Kompromiss beschleunigt hat, mag sein. Denn schließlich war zu verhindern, dass die Justiz mit wenig erfolgversprechenden Strafanzeigen überzogen und für Zaunreparaturen jede Menge Steuergeld aufgewendet wird, das an andere Stelle bessere Dienste leisten könnte. Gut, dass sich die beteiligten Behörden nach anfänglichem Widerstreit doch noch schnell an einen Tisch gesetzt und einen Kompromiss gefunden haben! So bleibt zu hoffen, dass jetzt Ruhe einkehren wird und der Eichenhain das bleiben darf, was ihn als Naherholungsgebiet so reizvoll macht – ein besonderes Naturschutzgebiet am Rande der Großstadt. Was der Eichenhain ist und was ihn wertvoll macht, ist übrigens schon seit Jahren auf informativen Tafeln an Zugängen erläutert. Wer sich die Zeit nimmt, dies zu lesen, wird ein schönes Stück Natur besser zu schätzen und zu schützen wissen.
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