Neue Flüchtlingsunterkünfte – Stadt hat es eilig

Stuttgart-Hedelfingen/Sillenbuch … Die Stadt Stuttgart stellt ihre fünfte Tranche neuer Flüchtlingsunterkünfte morgen (10.4.2025) im Gemeinderat zur Abstimmung. In welcher Form, steht aber endgültig wohl erst heute Abend fest.

Erst gestern Abend (8.4.2025) gab der Bezirksbeirat Hedelfingen mehrheitlich und unter Bedingungen grünes Licht für weniger als die ursprünglich von der Stadt vorgeschlagene Zahl an Unterkünften an der Rohrackerstraße 171. Den eigentlichen Plan der Stadt hatte der Beirat am 11. März einstimmig abgelehnt. Ziel des eiligst herbeigeführten Kompromisses ist es, nur einen Teil der Dürrbachwiese zu bebauen und das Beachvolleyballfeld zu erhalten.

Heute Abend (9.4.2025) sollen dem Bezirksbeirat Sillenbuch zwei reduzierte Varianten für den Friedhofsparkplatz präsentiert werden. Details wurden noch nicht bekannt, die Entscheidung ist offen. Anschließend ist die ursprüngliche Beschlussvorlage 167/2025 endgültig anzupassen und am Donnerstagnachmittag dem Stuttgarter Gemeinderat vorzulegen. Dass die endgültige Entscheidung dann fallen soll, hat die Stadt Stuttgart heute bestätigt.

Wohnmodule für maximal 92 Geflüchtete auf der Dürrbachwiese

Bevor der Bezirksbeirat Hedelfingen am Dienstagabend im erneut vollen Bürgersaal des Bezirksrathauses tagte, nutzten rund hundert Bürger die Gelegenheit, sich an der Dürrbachwiese mit Vertretern der Stadt über das Bauvorhaben zu unterhalten. Erst am späten Vormittag hatte die Stadt einen kurzfristig überarbeiteten Plan vorgelegt. Bezirksvorsteher Kai Freier und den Hedelfinger Bezirksbeiräten blieben nur wenige Stunden, sich damit auseinanderzusetzen.

Informationstreffen an der Dürrbachwiese am 8.4.2025
Bezirksvorsteher Kai Freier erläuterte beim Infotreff an der Dürrbachwiese die neuen Pläne, die er erst wenige Stunden vorher von der Stadt bekommen hatte

Nun schlägt die Stadt vor, lediglich die Wiese am Ostrand des Sportgeländes zu bebauen. Darauf sollen entlang der Grundstücksgrenze sechs Blöcke mit jeweils vier Wohnmodulen errichtet werden. Eines davon soll als Büro genutzt werden. So sollen bis zu 92 Flüchtlinge neu in Hedelfingen untergebracht werden.

Mehrfach wurde betont, dass es sich erst um eine Machbarkeitsstudie handelt. Noch nicht endgültig steht daher fest, ob im bachnahen Bereich an der Südostgrenze des Grundstücks wirklich ein Viererblock errichtet werden kann. Möglicherweise ist der Boden dort zu morastig. Es könnte also sein, dass auf der Dürrbachwiese letztlich nur 20 Wohnmodule aufzubauen sind. Abzüglich Büromodul käme man dann nur auf bis zu 76 unterzubringende Personen.

Ursprünglich hatte die Stadt geplant, 40 Module für bis zu 156 Personen zu errichten und dafür auch das Beachvolleyballfeld zu überbauen. Dies steht nun nicht mehr zur Debatte. Somit sind auch die 150.000 Euro vakant, die die Stadt für eine Verlegung des Spielfelds reserviert hat. Das gesamte Grundstück gehört der Stadt und ist an die SportKultur Stuttgart vermietet, die das Areal auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Der Verein hatte sich in der jetzigen Diskussion bedeckt gehalten. Sein Ballspielfeld, die Beachvolleyballanlage, den Kinderspielplatz sowie die Vereinsgasststätte wird der Verein weiter nutzen können.

Großes Aufgebot der Landeshauptstadt – Bedingungen des Bezirksbeirats

In drei Beratungsrunden nahm der Hedelfinger Bezirksbeirat am 8. April zu dem überarbeiteten Plan der Stadt Stellung. Anschließend durften die zahlreich erschienenen Bürger ihre Fragen stellen. Zuvorderst vertrat diesmal Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann die Interessen der Landeshauptstadt. Auch die städtische Flüchtlingskoordination, die SWSG sowie Liegenschafts-, Sozial-, Tiefbau- und Sportamt waren vertreten. Das Amt für Stadtplanung und Wohnen fehlte unentschuldigt.

Nach zweistündiger Debatte und einer Sitzungspause lehnte der Bezirksbeirat Hedelfingen die ursprüngliche Vorlage der Stadt erneut einstimmig ab. Weil sich die Stadtbezirksparlamentarier aber der Unterbringungsnot der Stadtverwaltung bewusst sind, haben sie schließlich „mit größten Bedenken” und nur „äußerst ungern” – wie es Mario Graunke in einem Statement für den Bezirksbeirat formulierte – der reduzierten Variante – bei zwei Enthaltungen der Freien Wähler – zugestimmt.

Allerdings ist das Ja an folgende Bedingungen geknüpft: Der Zugang zu den Flüchtlingsunterkünften soll von der Rohrackerstraße aus erfolgen, nicht über das Vereinsgelände. Die Bebauung bleibt dauerhaft auf den jetzt gezeigten Grundstücksbereich beschränkt. Genutzt werden darf das Areal für Flüchtlingswohnen längstens bis 2030. Die durch Beibehaltung des Beachvolleyballfelds nun vakanten 150.000 Euro investiert die Stadt in Kompensationsmaßnahmen für Sport und Bewegung im Stadtbezirk Hedelfingen. Und schließlich hat die Umsetzung der reduzierten Pläne „sozialverträglich” zu erfolgen, womit der Bezirksbeirat vor allem meint, dass Kindergarten- und Schulkinder nicht zu kurz kommen dürfen.

Textänderungen unter enormem Zeitdruck – Entscheidung am 10. April

Dies alles in eine Beschlussvorlage für den Gemeinderat hineinzutexten, ist nun Aufgabe der beteiligten Ämter. Hinzu kommen sehr wahrscheinlich nach dem heutigen Abend auch noch Protokollvermerke aus der Sitzung des Bezirksbeirats Sillenbuch. Außerdem müssen für die jetzigen Varianten auch alle Kostenschätzungen überarbeitet werden.

Der Zeitdruck ist enorm. Denn am 10. April um 16.30 Uhr startet im Stuttgarter Rathaus die Vollversammlung des Gemeinderats, in der final über die neuen Flüchtlingsunterkünfte entschieden werden soll. Die ursprüngliche Gemeinderatdrucksache 167/2025 wird dafür in geänderter oder ergänzter Form vorgelegt werden. Veröffentlicht wird das Papier wohl erst kurz vor Sitzungsbeginn.

Beitragsfoto oben: Nur der aus dieser Perspektive rechte Teil – die Wiese – des Sportgeländes soll nach den reduzierten Plänen bebaut werden.


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