OB Nopper vor Ort – Krawatte aus, Sportschuhe an
Stuttgart-Wangen/Rohracker/Hedelfingen … Auf seiner diesjährigen Sommertour besuchte Frank Nopper am 6. September die Stadtbezirke Wangen und Hedelfingen. Von der Wilhelmsschule ging es zunächst durch Wangen hinauf zum Friedhof und von dort weiter steil bergauf zur Wangener Höhe und weiter über den Grenzwandel. Nach einer Rast beim Rennweg führte die Tour bergab vorbei an Weinbergen und Gärten zum Emma-Reichle-Heim und der Sportanlage am Dürrbach. Die Schlussetappe und mit ihr der OB-Besuch endete beim Waldheim Hedelfingen. Es gab viel zu sehen und zu besprechen – und eine faustdicke Überraschung.
SVG überrascht mit Schulhofangebot für die Wilhelmsschule
Bei der Wangener Wilhelmsschule ließ sich Frank Nopper von Schulleiter Andreas Passauer die Umbaupläne und das Schulkonzept erläutern. Der Oberbürgermeister hörte, wie gut die Ferienbetreuung durch das benachbarte Kinder- und Jugendhaus B 10 funktioniert, wie prima die Schule im Stadtbezirk vernetzt ist und dass die Schüler eigentlich mehr Platz verdient hätten, um in den Pausen ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen zu können. Doch dafür sei der Schulhof leider viel zu klein, bemängelte Passauer und bereitete den Boden für eine Attacke von Martin Dolde. Es sei „Druck auf dem Kessel”, meinte der Wangener Ortschronist und Sprecher einer Bürgergruppe, die für einen größeren Schulhof kämpft. 4.000 Quadratmeter forderte Dolde und überreichte dem OB ein Papier, auf dem der Wunsch illustriert ist. Die Wangener kämpften schon lange für dieses Ziel, sagte Dolde. Jetzt seien sie zum Aufstand bereit.
Adressat der Forderung ist neben der Stadt Stuttgart die SVG, die neben der Wilhelmsschule und dem zur Zeit im Bau befindlichen Betriebshof der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) den Autohof betreibt. SVG-Geschäftsführer Boris Sobot und Betriebsleiter Thorsten Frech hörten geduldig zu, um dem OB dann ein überraschendes Angebot zu machen. Die SVG biete sogar „deutlich mehr” als 4.000 Quadratmeter, versprachen sie, und baten um ein Gespräch über die Zukunft des Autohofs. OB Nopper zeigte sich aufgeschlossen. Und nahm ein noch internes Arbeitspapier entgegen. Es soll recht bald besprochen werden.
Über tausend Unterschriften gegen eine Flurneuordnung – Grenzwandel bleibt Streitpunkt
Nach dieser Steilvorlage bewegte sich der Tross mit dem OB an der Spitze zügig durch Wangen in Richtung Friedhof. Wangens Bezirksvorsteher Jakob Bubenheimer behielt immer den eng getakteten Zeitplan im Blick. Vor dem sportlichen Anstieg auf den Wangener Berg legte Frank Nopper Jackett und Krawatte ab und schlüpfte in seine Sportschuhe. Dann wurde geklettert. Und geklettert. Und geklettert. Beim Rennweg wartete bereits eine Gruppe von Flurneuordnungsgegnern auf die OB-Tour. Carsten Marohn, Sprecher der Initiative „Rettet den Grenzwandel”, meinte, dass es der Stadt Stuttgart inzwischen gar nicht mehr primär um „Ökopunkte” ginge. Mit einer Flurneuordnung beim Grenzwandel sei dafür nichts zu gewinnen. Zudem sei auch höchstens eine Handvoll Winzer dafür. Also solle man den historischen Grenzwandel in Ruhe lassen. Die Initiative hat inzwischen 1.039 Unterschriften von Flurneuordnungsablehnern gesammelt, die Marohn bei der späteren Rast an den Stuttgarter Rathauschef übergab.
Für einen Interessenkonflikt anderer Art sorgt der Autoverkehr auf der Wangener Höhe. Während die einen zur Gartenpflege oder zur Naherholung ihr „Stückle” gerne mit dem Auto anfahren möchten, ärgern sich die anderen über zu viele Autos und sprechen von einem Verkehrschaos, vor allem an Wochenenden. Aber illegaler Schleich- und Besucherverkehr ist schwierig in den Griff zu bekommen. Nicht einmal durch eine Schranke. Deshalb verlief die Diskussion – wie so oft – im Sande.
Zurück zur Flurneuordnung kam man am Grenzwandel. Winzer Sebastian Schiller bewirtschaftet in dem Gebiet – inzwischen in vierter Generation – vier Hektar Weinberge. Und ist gegen eine Zufahrt, wie sie im Rahmen der städtischen Pläne zur Zeit kontrovers diskutiert wird. Schiller will vielmehr die Natur und die historische Stätte erhalten. Über 300.000 Euro für angeblich drei oder vier Interessenten auszugeben, sei Verschwendung. Am 26. September werde das Thema in der Sitzung seines Bezirksbeirats ausführlich besprochen, kündigte Hedelfingens Bezirksvorsteher Kai Freier an. Dort wird auch das Ergebnis einer Umfrage unter den betroffenen Grundstückseigentümern bekanntgegeben. Und OB Nopper versprach, man werde die Contra-Argumente „intensiv einbeziehen”.
Plädoyer unter freiem Himmel für einen Aufzug zum Kornhasen
Bei der Raststation – betreut von den Mattenspringern der SportKultur Stuttgart – gab es Grillwürste zur Stärkung und kühle Getränke zur Erfrischung. Eine gute Gelegenheit, den Oberbürgermeister noch auf einen Herzenswunsch der Wangener hinzuweisen. Bezirksbeirat Marijan Laszlo und Bezirksvorsteher Jakob Bubenheimer erläuterten den Top-Wunsch für die kommenden Haushaltsplanberatungen. Angeblich kostet ein hydraulischer Aufzug mit Steg zum Mehrgenerationenzentrum nur 270.000 Euro. Das sollte doch drin sein, um endlich für Barrierefreiheit zu sorgen. Frank Nopper hörte – wie so oft auf seiner Tour – aufmerksam zu und bedankte sich für das Plädoyer.
Flussgebietsuntersuchung für den Bußbach läuft zur Zeit
Neben dem Emma-Reichle-Heim kam die Besuchergruppe in Hedelfingen an. Ein Blick auf die gegenüberliegende Sportanlage am Dürrbach initiierte eine Diskussion über deren Perspektive. Als Flüchtlingscamp war die dortige Wiese bei Hedelfingens Bürgern und dem Bezirksbeirat im vorigen Dezember durchgefallen. Bezirksbeirat Mario Graunke rechnete dem OB vor, dass an der Amstetter Straße nun 125 Flüchtlinge angesiedelt werden sollen – 50 mehr als ursprünglich von der Stadt geplant. Zudem habe der Bezirksbeirat mit der Hedelfinger Festwiese (neben der Turn- und Versammlungshalle) und dem gegenüberliegenden Nill-Areal zwei Alternativvorschläge unterbreitet. Dazu gebe es aber noch keine Rückmeldung von der Stadt.
Sein Nein zu einem Flüchtlingscamp am Dürrbach hatte der Bezirksbeirat Hedelfingen auch mit der dortigen Überschwemmunsgefahr begründet. Klaus Hofmann vom städtischen Tiefbauamt verwies auf eine laufende Flussgebietsuntersuchung. Sie solle klären, wie der Bußbach renaturiert werden kann. Aber auch zum Hochwasserschutz für das Sportgelände werden Aussagen erwartet. Die letzte Untersuchung dieser Art fand 2007 statt. Bis zum Winter wird mit neuen Erkenntnissen gerechnet. Für eine anschließende Umsetzung rechnet Hofmann mit drei bis vier Jahren. Die Finanzierung wäre demnach ein Thema frühestens für den übernächsten Doppelhaushalt der Stadt Stuttgart.
Bekommt das Waldheim doch noch einen Zugang zum Wald?
Letzte Station auf der Sommertour des Oberbürgermeisters war das Waldheim Hedelfingen. Der Vorsitzende des Waldheimvereins Paul Wurm nutzte die Gelegenheit, Frank Nopper einen jahrelangen Wunsch noch mal ans Herz zu legen: endlich einen Zugang zum benachbarten Wald für die 160 Kinder, die beim Waldheim in einen der Kindergärten gehen. Problem: Die Forstbehörde hat abschließend Nein gesagt. Grund: Die Sicherheit der Kinder sei nicht zu gewährleisten. Es gehe also nur um die Verkehrssicherheit, wollte OB Nopper wissen. Kein Problem, entgegnete Wurm: „Verkaufen Sie mir den Wald! Wir sorgen für die Sicherheit.” Nun soll ein Runder Tisch im Hedelfinger Rathaus stattfinden.
„So gefordert waren wir noch nie!”
Damit ging der Rundgang durch die beiden Nachbarbezirke zu Ende. Die eigentlich noch vorgesehene Anschlussdiskussion mit Hedelfinger Bezirksbeiräten soll am 12. Dezember nachgeholt werden. Frank Nopper hatte am 6. September noch einen Interviewtermin wahrzunehmen. Von der sportlichen Besichtigungstour zeigte sich das Stadtoberhaupt beeindruckt: „So gefordert waren wir sportlich noch nie”, gab Nopper zu.
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