Besser zu Fuß – Probleme und Lösungen für Fußgänger

Stuttgart-Wangen/Hedelfingen … Nach einem Auftaktworkshop und zwei Begehungen von Untertürkheim nach Wangen beziehungsweise von Obertürkheim nach Hedelfingen liegen jetzt einige Vorschläge zur Verbesserung des Fußverkehrs in den am Fußverkehrs-Check 2021 beteiligten vier oberen Neckarvororte vor. Raphael Domin und Robin Hillebrecht von der projektbegleitenden Planersocietät stellten die Ergebnisse im Rahmen eines Abschlussworkshops am 9. November in der Wangener Kelter vor. Im nächsten Jahr findet noch eine Präsentation im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik des Stuttgarter Gemeinderats statt.

Was wurde für Hedelfingen und Wangen erkannt?

Für die schmale innere Heumadener Straße in Hedelfingen empfehlen die Planer einen „Shared Space” und ausreichend breite Gehwege. Der ramponierte Gehweg und Fußgängerüberweg an den Otto-Hirsch-Brücken müsste instandgesetzt werden. Ein Fahrstreifen auf den Otto-Hirsch-Brücken könnte laut Planerempfehlung zu einer Bus-Rad-Spur umgewidmet werden; dies mache einen breiteren Gehweg möglich. Ähnlich lautet die Empfehlung für die Brücke zwischen Untertürkheim und der Inselstraße in Wangen. Und der Gehweg entlang der Wangener Inselstraße sollte repariert werden.

Generell werden die Wartezeiten an Fußgängerampeln als zu lang und die Grünzeiten als zu kurz kritisiert. Hier empfehlen die Planer eine Anpassung an das reale Verkehrsgeschehen. Problematisch sind auch lange Querungsdistanzen wie zum Beispiel bei der Zufahrt zum Mercedes-Werk an den Otto-Hirsch-Brücken in Hedelfingen oder an der Geislinger Straße in Wangen. Nicht markierte Gehwegüberfahrten – häufig zu finden an der inneren Ulmer Straße in Wangen – ließen sich durch farbige Bodenmarkierungen besser hervorheben.

Ein besonders problematischer Punkt ist der große Kreuzungsbereich an der Wasen- und Inselstraße in Wangen. Querungsmöglichkeiten auf beiden Seiten der über die Stadtbahngleise führenden Brücke stehen auf der Wunschliste ganz oben. An der Ebersbacher Straße wäre ein Zebrastreifen bei der Kindertagesstätte wünschenswert – mit vorgezogenen Gehwegen im Kreuzungsbereich. Vor REWE an der Ulmer Straße fehlt eine Querungshilfe zwischen Ackerweg und Supermarkt. Ein oft vorgetragener Wunsch ist ein ampelgeregelter Fußgängerüberweg zwischen Geislinger Straße und ALDI in Wangen. In diesem Zusammenhang wird auch über eine Verlegung der Stadtbahnhaltestelle an der Inselstraße nachgedacht.

Besondere Probleme und Lösungsvorschläge

Ein spezielles Handlungsfeld ist die Barrierefreiheit. Zweieinhalb Meter Gehwegbreite sind ein Muss, ebenso abgesenkte Bordsteine und Bodenindikatoren an Ampeln und Zebrastreifen. Bei Um- und Neubauvorhaben sei dies auf jeden Fall mit zu bedenken, fordern die Planer. Wichtig seien auch Kontraste, zum Beispiel an Masten, Säulen und Sitzsteinen.

Betrachtet wurde zudem die Aufenthaltsqualität an innerörtlichen Straßen. An der inneren Ulmer Straße – unter den zahlreichen Bäumen – bieten sich aus Planersicht etliche Möglichkeiten für die Aufstellung von Sitzbänken. Ähnlich vor dem Hedelfinger Bezirksrathaus. Auch Bäume und Pflanzbeete nennen die Planer als Verbesserungsmöglichkeiten. Zu diesem Themenkreis gehört aber auch eine konsequente Sanktionierung von verbotenem Gehwegparken. Und wenn das nicht hilft: Poller! Ein heißes Eisen als ultima ratio ist die Beseitigung von Parkplätzen.

Probleme bereiten Fußgängern oft Unterführungen. Diese heller und attraktiver zu gestalten, sei wichtig, um mehr Sicherheit zu vermitteln, sagen die Experten. Die Wangener können ein Lied davon singen. Ihre Unterführung beim Wangener Marktplatz ist ein Dauerthema – im Moment allerdings herrscht weitgehend Zufriedenheit mit dem Status quo.

Defizite gibt es bei der Beschilderung von Fußwegen, bei Bodenmarkierungen – generell bei einer aussagekräftigen Information der Fußgänger. Sinnvoll wären nach Ansicht der Planer Minutenangaben für den zurückzulegenden Weg – zum Beispiel über die Neckarbrücken, zu Polizeistationen, Haltestellen oder Freizeitzielen.

Wie geht es jetzt weiter?

Wie lässt sich der Schwung nun mitnehmen, um zu Verbesserungen in den Stadtteilen zu kommen? Eine zentrale Empfehlung: einen runden Tisch einrichten, der sich schwerpunktmäßig mit Fußgängerbelangen beschäftigt und an dem Stadtverwaltung, Kommunalpolitik, Bürgerschaft und Polizei zusammenarbeiten. Im Frühjahr 2022 wird ein Abschlussbericht vorgelegt. Was Gemeinderat und Stadtverwaltung dann mit den Vorschlägen machen, ist ein weites Feld für Hoffnungen.

Konkrete Wünsche wurden am Abend des 9. November bereits in zwei Arbeitsgruppen diskutiert. Die eine beschäftigte sich mit Hedelfingen und Obertürkheim, die andere mit Wangen und Untertürkheim (Foto oben). Für die Wangener sind die vagabundierenden E-Scooter ein Dauerärgernis. Ebenso Gehwegparken und Barrieren. Schmerzlich vermissen sie mehr Fußgängerüberwege über die innere Ulmer Straße. Einen Brennpunkt in Hedelfingen stellt der Verkehrsknotenpunkt am Hedelfinger Platz dar. Hierfür gibt es bereits konkrete Pläne für eine Umgestaltung mit großem Kreisverkehr (am 16. November im Bezirksbeirat!). Aus beiden Stadtbezirken werden die Neckarquerungen über die unattraktiven Brücken als großes Hemmnis empfunden. Hier besteht besonders großes Potential zur Förderung des Fußverkehrs.

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