Modulbauten für Flüchtlinge – Testfeld Sillenbuch?

Seit dem vergangenen Jahr lässt die Stadt Stuttgart neuartige Flüchtlingsunterkünfte errichten. Die sogenannten Modulbauten bieten Wohnungen mit je 42 Quadratmetern Wohnfläche. Im Gegensatz zu großen Gemeinschaftsunterkünften, in denen geschossweise Küchen und Sanitärräume von allen dort Untergebrachten gemeinsam zu nutzen sind, bieten die Wohnmodule Einheiten mit jeweils zwei Schlafzimmern, einer Wohnküche und einer Nasszelle mit Dusche und WC sowie Eingangsflur. Die Ausstattung ist einfach, aber es handelt sich um abgeschlossene Wohnungen für bis zu vier Personen. Diese bis auf Ausstattungsdetails fix und fertigen Modulbauten werden komplett auf Betonplatten in Viererblöcken neben- beziehungsweise aufeinander montiert. Das Pilotprojekt steht in Plieningen. Weitere solcher Moduldörfer im WILIH-Land befinden sich in Hedelfingen und im Asyldorf in Heumaden. Bald wird in Wangen ein weiteres in Betrieb gehen. Dann sollen ein zweiter Standort in Hedelfingen und jetzt auch noch einer in Sillenbuch folgen. Als wesentliches Argument für diese Modulbauten nennt die Stadt Stuttgart immer deren Nachhaltigkeit. Damit ist zweierlei gemeint: Sie sollen insgesamt 30 Jahre zu nutzen sein (als mögliche Folgenutzer genannt werden auch Studenten oder Personal), und sie lassen sich wieder abbauen und an einem anderen Standort erneut aufstellen. Dieses Argument wird nun auch für den Friedhofsparkplatz in Sillenbuch angeführt, auf dem voraussichtlich ab Ende 2026 für drei Jahre 23 solcher Modulbauten stehen sollen. Die Dreijahresfrist ist in Sillenbuch besonders bedeutsam, denn danach sollen die Flüchtlingswohnungen wieder weg, damit auf dem städtischen Grundstück ein riesiges Feuerwehrhaus gebaut werden kann. Wenn dies so käme, könnte Sillenbuch ein Testfeld für die angebliche Nachhaltigkeit der Modulbauten werden. Denn noch gibt es in der Landeshauptstadt keinerlei Erfahrungen mit der behaupteten Versetzbarkeit der Holzcontainer. Dass sie sich von einem Kran auf einen Tieflader setzen ließen, mag man glauben. Aber: In welchem Pflegezustand werden sich die Wohnmodule in ihrem Inneren dann befinden? Ließen sie sich bei Bedarf teilweise renovieren beziehungsweise sanieren? Oder müssten verwohnte Module verschrottet werden? Und wie gut werden sie wohl den Transport an einen anderen Ort und den Aufbau dort überstehen? Vor allem aber: Wo sollen denn irgendwo abgebaute Module einen anderen Standort finden? Schließlich bereitet die Standortsuche in Stuttgart ja jetzt schon die größte Mühe. Wäre es kein Problem, geeignete Grundstücke zu finden, käme man ja wohl nicht auf die Idee, den Sillenbucher Friedhofsparkplatz zu opfern und dies auch noch gegen den massiven Widerstand des Sillenbucher Bezirksbeirats durchzudrücken. Aber vielleicht ist das mit der Nachhaltigkeit ja wirklich ganz einfach. Ende 2029 dürfen sich die Blicke nach Sillenbuch richten.

Rundgeschaut … Die WILIH-Kolumne


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Ein Gedanke zu „Modulbauten für Flüchtlinge – Testfeld Sillenbuch?

  • K.Beyer

    Wer glaubt, dass die Modulbauten auf dem Friedhofsparkplatz nach drei Jahren wieder abgebaut werden, ist mit dem Klammersack gepudert worden. Als abschreckendes Beispiel kann hier das ehemalige Flüchtlingsheim im Mandarinenweg dienen. Aus versprochenen fünf Jahren sind es zehn Jahre geworden.
    Bei einem Friedhofsbesuch oder Beerdigung gibt es dann viel Ärger bei der Parkplatzsuche.
    K.Beyer

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